Das Rehabilitationsprojekt für Kinder mit Behinderung in Jordanien (Community Based Rehabilitation – CBR) befindet sich in der Nähe der Hauptstadt Amman. Dort wohnen Beduinen, die in einer sehr traditionellen Gemeinschaft leben. Es handelt sich um eine stark segregierte Gesellschaft. Die Männer beherschen hauptsächlich die Außenwelt, während sich die Frauen um die häusliche Welt kümmern. Die Regierung unterhält Schulen, Gesundheitskliniken und andere Dienstleistungen in dem Gebiet. Die Qualität dieser Dienstleistungen wird jedoch als unzureichend und zuweilen als minderwertig angesehen.
Kinder mit Behinderung integrieren
Das Ziel des Rehabilitationsprojekt für Kinder mit Behinderung in Jordanien ist es, die Vernachlässigung und der Mangel an Möglichkeiten für Kinder mit Behinderung zu lindern, damit diese Kinder sich entwickeln können, eine Ausbildung zu erhalten, eine Arbeit zu finden und in die Gesellschaft integriert werden. Aufgrund negativer Einstellungen und fehlender Ressourcen werden die Bedürfnisse dieser Kinder oft übersehen. Durch diese Arbeit in diesem Gebiet konnte das Team unserer Partnerorganisation vor Ort in den letzten Jahren in kleinem Rahmen Veränderungen bewirken mit dem Ziel, dass die Auswirkungen wachsen und die gesamte Gesellschaft erreichen.
Liebe und Geduld
„Singst du ‚Hallo‘?“ fragt Fares* eindringlich, während er meine Hand hält, als wir einen der Räume des Zentrums betreten. Er meint damit eines der drei Lieder, die wir jeden Montagmorgen mit allen Kindern singen, bevor wir uns in die einzelnen Therapiesitzungen aufteilen. Das Singen ist schnell zu einer seiner Lieblingsbeschäftigungen im Zentrum geworden.
Fares, ein Junge mit Downsyndrom, ist einer der ersten Jungen, die das Projekt erreicht hatte, als wir in seiner Gegend mit unserer Arbeit begannen. Damals war er noch nicht in der Lage zu krabbeln. Durch zahlreiche Hausbesuche und Therapien begann er jedoch nicht nur zu krabbeln, sondern auch zu laufen und sogar zu springen. Die Sprachentwicklung blieb jedoch eine Herausforderung. Seine Fähigkeit, Geräusche und Stimmverläufe nachzuahmen, war bemerkenswert, aber die tatsächliche Kommunikation schien sich nicht im gleichen Tempo zu entwickeln wie seine Koordinationsfähigkeit.
In letzter Zeit haben wir jedoch als Ergebnis stundenlanger Bemühungen Woche für Woche eine Veränderung festgestellt. Fares hat begonnen, die Hand auszustrecken und zu versuchen, mit uns zu kommunizieren. Lieder und Bewegung waren die ersten Schlüssel, um ihm das Sprechen zu ermöglichen. Liebe und Geduld waren weitere Schlüssel dafür, da wir alle, die wir im Zentrum arbeiten, bewusst versuchten, mit ihm zu kommunizieren und alle seine Versuche zu bestätigen, mit uns zu kommunizieren. Auch sein Verhalten änderte sich völlig: Frustrationen lösten sich auf, und an die Stelle seiner früheren Wutanfälle traten süße Neugierde und Lachen. Jetzt berichten wir uns jede Woche gegenseitig von den neuen Wörtern, die er gelernt hat, zu sprechen.
*Name geändert